Ihr Name ist heute weitgehend unbekannt, doch aus der österreichischen Theater- und Filmszene der 1910er und -20er Jahre ist sie nicht wegzudenken: Thea Rosenquist. Sie wurde als Nachfolgerin von Liane Haid bei der Wiener Kunstfilm gehandelt, galt als Star der Helios-Film und wurde von Otto Kreisler als »grosse Künstlerin« gewürdigt.
Thea Rosenquist, 1918/1919
Wer war diese Schauspielerin, die aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden zu sein scheint? Wer war Thea Rosenquist?
Thea Rosenquist mit Hund, 1917
THEA ROSENQUIST UND DAS THEATER
Anfänge in Lübeck und Flensburg
Thea Rosenquist wurde am 8.5.1896 als Theodora Anna Mathilde Julie Rosenquist in der Hansestadt Lübeck geboren. Ihre Theaterkarriere begann 1913 am Neuen Stadttheater ihrer Heimatstadt, und führte sie weiter an das Stadttheater in Flensburg, wo sie, während einer Vorstellung von Goethes »Egmont«, Carl Wallner, dem Direktor des Deutschen Volkstheaters in Wien, positiv auffiel.
Taufschein von Thea Rosenquist, 10.6.1922 (links)| Abgangszeugnis von Thea Rosenquist, 8.4.1911 (rechts)
Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien
Thea Rosenquist wurde Teil des Ensembles des Deutschen Volkstheaters, was schon 1916 vertraglich festgehalten wurde, auch wenn sie erst im Sommer 1917 in die österreichische Hauptstadt kam, wo ihre Proben im August begannen.
Telegramm von der Theater-Agentur Rudolf Diamant an Thea Rosenquist, 7.12.1916
Brief von Carl Wallner an Thea Rosenquist, 2.7.1917
Sie spielte die gleiche Rolle, mit der sie in Flensburg überzeugt hatte – das Klärchen in »Egmont«, das sie »hold[,] schlicht, innig, von seliger Verträumtheit in den Liebesszenen und ergreifend in der Schlußszene« dargestellt habe. Zudem war sie in »Der Zarewitsch«, und im Trauerspiel »Leidenschaft« zu sehen, wobei eine Kritik sie als »eine[…] sehr sympathische Darstellerin, die jeden Uebermaß mit feinem Verständnis zu meiden« wusste, beschrieb.
Thea Rosenquist in »Der Zarewitsch«, 1919 (links) | Starpostkarte Thea Rosenquist, ca. 1919 (rechts)
Theater und Wohltätigkeitsveranstaltungen
1918 folgte eine Mitwirkung in »Die englischen Fräulein«, in »Fall und Buße Marias«, der »Nichte des Einsiedlers Abraham« und – zum 100-jährigen Jubiläum des Stücks – in »Sappho«.
Postkarte »Die Künstler vom Deutschen-Volksth: Beim Bühnentührl.«, undatiert
Auch an Wohltätigkeitsveranstaltungen nahm sie teil: Mit Hans Didier tanzte sie zum einen auf einer Veranstaltung zugunsten des Türkischen Halbmondes »zwei anspruchsvolle Walzer mit lieblicher Grazie«. Zum anderen war sie neben Raoul Aslan und Hansi Niese an einer Aufführung von »Die Fledermaus« beteiligt, die der Österreichische Touringclub für den Radfahrerinvalidenfonds des Oe. T. R. im Johann Strauß-Theater veranstaltete.
Starpostkarten Thea Rosenquist, ca. 1919
Tanzreunion und Modenschau
1919 war Thea Rosenquist ein Teil der Aufführung von »Der Ruf des Lebens«, wo sie laut Kritik nicht »über die hohe Salondramatik ihrer Rolle […] hinweggekommen sei«. Zugunsten der Pensionsanstalt veranstalteten die Mitglieder des Deutschen Volkstheaters und der Wiener Kammerspiele im Konzerthaus einen Theaterabend mit Tanzreunion und Modenschau. Letztere wurden von »den schönen Künstlerinnen sämtlicher Wiener Bühnen« präsentiert.
Thea Rosenquist in ihren neuen Frühjahrskostümen im »Wiener Salonblatt«, 1.5.1920 (Quelle: Anno/ÖNB)
Thea Rosenquist, ca. 1919/1920
Wechsel an die Jarno Bühnen
Die Zeit im Ensemble des Deutschen Volkstheaters näherte sich dem Ende – wie Fanpost in ihrem Nachlass zeigt, war Thea Rosenquist ein Publikumsliebling und so wundert es nicht, dass auch andere Interesse daran hatten, die Schauspielerin für ihr Ensemble zu gewinnen.
Fanpost an Thea Rosenquist 1918 (links) und Signiertes Foto 1919 (rechts)
Josef Jarno verpflichtete die Künstlerin im Februar 1919 für das Theater in der Josefstadt und das Wiener Stadttheater. Die Vertragslaufzeit sollte am 1.9.1919 beginnen und bis zum 30.6.1920 laufen, ihre monatliche Gage betrug 1.600 Kronen. Schon kurz nach dem ersten Vertragsabschluss stand für Jarno fest, dass er sie ebenso 1921 gewinnen wollte. Rosenquist spielte zunächst im Wiener Stadttheater im Oktober 1919 in »Die Stützen der Gesellschaft«. Anschließend stand sie in »Freiwild« zusammen mit Philipp Zesta »mit feiner zwischen Tod und Leben schwankenden Sentimentalität, [die] ans Gemüt ging« als Liebespärchen vor dem Publikum. Auf Einladung des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia wurde »Die Frau Rat« als Gastspiel im Theater an der Wien aufgeführt.
(O. V., »Theater und Varieté«, in: Das interessante Blatt, 20.11.1919, S.12.)
»Zu den beliebtesten Mitgliedern dieser Bühne gehört
[…] Thea Rosenquist deren sympathische Erscheinung
ihr die Gunst des Publikums sichert.
Eine künstlerische Intelligenz vereint mit einer
schauspielerischen Begabung wird von einem angenehmen
Organ unterstützt und berechtigt zu den schönsten
Zukunftshoffnungen.«
THEA ROSENQUIST UND DIE WIENER KUNSTFILM
Auch beim Film machte Rosenquist Karriere. Neben ihrem Engagement am Deutschen Volkstheater war sie zu Beginn ihrer schauspielerischen Laufbahn bei der Wiener Kunstfilm tätig, wo sie laut Walter Fritz die Nachfolge von Liane Haid – dem ersten weiblichen Filmstar Österreichs – antrat.
Fräulein Rosenquist erlebt ihren ersten Film
Zum ersten Mal war Rosenquist in dem von Hugo Held verfassten Drama DIE SCHLANGE DER LEIDENSCHAFT, das am 6. September 1918 in die Kinos kam, auf der großen Leinwand zu sehen. Der Film, welcher im Zirkusmilieu angesiedelt ist, erzählt von dem Sohn eines reichen Bankiers (Franz Herterich), der – entgegen dem Willen seines Vaters – ein verhängnisvolles Verhältnis zu einer Tänzerin (Thea Rosenquist) unterhält.
Thea Rosenquist bei Dreharbeiten zu dem Film DIE SCHLANGE DER LEIDENSCHAFT in »Sport & Salon«, 1918 (Quelle: ANNO/ÖNB)
(Curt Kronfeld, »Eine Filmaufnahme.«, in: Sport und Salon, 1.12.1918, S. 18.)
»Der erregte Filmregisseur hat seinen Apparat schon
aufgestellt und ihm gegenüber – ‚es brechen fast
der Bühne Stützen‘ – im Halbkreise ist ganz Favoriten
versammelt. Gassenbuben, Soldaten, Statisten,
Proletarierfrauen, Arbeiter, sogar gefangene oder
eigentlich nicht mehr gefangene Russen: das Publikum
sieht heute umsonst seine Zirkusvorstellung und hat
die Aussicht, in ein paar Wochen oder Monaten sich selbst
auf einer zappelnden Leinwand wiedererkennen zu dürfen.
Fräulein Rosenquist, die der Einfachheit halber von
der liebenswürdigen Filmdirektrice ‚Roserl‘ gerufen wird
[…][,] erlebt heute ihren ersten Film.«
Ankündigung von DIE SCHLANGE DER LEIDENSCHAFT und SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS in der »Neuen Kino-Rundschau«, 16.2.1918 (Quelle: ANNO/ÖNB)
Das Schauspiel in dem Film wurde von der Presse als »vortrefflich« und »außerordentlich gut« gelobt. »Wilhelm Klitsch und Thea Rosenquist verkörpern in glänzender Weise die Hauptrollen«, schrieb die Leitmeritzer Zeitung. Der Film wurde als nicht jugendfrei eingestuft; entfernt werden musste unter anderem eine Szene im ersten Akt, »in der man Thea im tiefsten Negligé in ihrem Boudoir auf dem Diwan sitzen sieht«.
Weitere Engagements bei der Wiener Kunstfilm
Eine Woche nach dem Kinostart von DIE SCHLANGE DER LEIDENSCHAFT feierte schon der nächste Streifen mit Thea Rosenquist seine Premiere: In SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS spielt sie an der Seite von Liane Haid die Hauptrolle. Die beiden Schauspielerinnen sind in dem von Friedrich Rosenthal inszenierten Drama als ungleiche Schwestern zu sehen. Die leichtsinnige Mela (Thea Rosenquist) macht sich des Diebstahls schuldig, den die gutmütige Anna (Liane Haid) auf sich nimmt. An Melas Stelle verbüßt sie die Haftstrafe, während Mela gewissenlos dem Vergnügen frönt. Der Film erzählt von der Ungerechtigkeit des Lebens – nicht immer werden jene belohnt, die gewissenhaft handeln; am Ende von SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS muss Anna sogar ihr eigenes Leben lassen.
Bildgalerie: SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS (R: Friedrich Rosenthal, 1918)
Mit u. a. Thea Rosenquist, Liane Haid, Wilhelm Klitsch und Hermann Benke sind in SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS »die Lieblinge des Wiener Theaters und österreichischen Kinopublikums« vertreten, die »durch ihr meisterhaftes Spiel das höchste Interesse erwecken und die […] den Film zur vollsten Lebendigkeit erwecken.«
SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS im Programm des Burg-Kino, 1918
1918 war Thea Rosenquist nochmals im Kino mit einer Produktion der Wiener Kunstfilm zu sehen – dieses Mal in dem Film MARIA MAGDALENA, der auf dem Trauerspiel von Friedrich Hebbel basiert. Mit dem Regisseur des Films, Otto Kreisler, sollte Rosenquist im darauffolgenden Jahr noch intensiv zusammenarbeiten. Die Neue Kino-Rundschau schrieb, dass MARIA MAGDALENA »in glänzender Weise verfilmt« und »erstklassig besetzt« sei, wobei insbesondere Rosenquist gelobt wurde: »Thea Rosenquist in der weiblichen Hauptrolle wirkt durch ihr rührendes Spiel ergreifend.«
Notizen zu Filmarbeiten von Thea Rosenquist
Notizen zu Filmarbeiten von Thea Rosenquist
Nach DIE SCHLANGE DER LEIDENSCHAFT, SO FALLEN DIE LOSE DES LEBENS und MARIA MAGDALENA stand Thea Rosenquist mit DIE WALDSPINNE (A 1919) zum vierten und letzten Mal für die Wiener Kunstfilm vor der Kamera. Der von Hans Rhoden geschriebene und inszenierte »amerikanische Wildwestschlager« handelt von dem jungen Deutschen Frank, der nach Amerika auswandert und dort in die Fänge des hinterhältigen Farmers Gordon gerät, gegen den er sich gemeinsam mit dessen Tochter und Jack (im Volksmund ‚die Waldspinne‘ genannt) auflehnt.
THEA ROSENQUIST UND DIE HELIOS-FILM
Für die Spielzeit 1918/19 wurde Thea Rosenquist fest für die Wiener Produktionsfirma Helios-Film unter der neuen Geschäftsführung von Otto Kreisler und Rudolf Hoffermann engagiert. Mit DER TRAUM IM WALDE, inszeniert von Erich Kober und mit Thea Rosenquist in der Hauptrolle, machte die Firma ihren Auftakt auf dem österreichischen Filmparkett.
Bildgalerie: DER TRAUM IM WALDE (R: Erich Kober, 1919)
(O. V., »Vorführung der Firma Helios-Film-Ges.«, in: Neue Kino-Rundschau, 9.11.1918, S. 10)
»Mit dieser vielversprechenden ersten Erscheinung
führen sich die Firma und ihr Werk auf das vorteilhafteste
ein. Der von Poesie umwehten Handlung fehlt es nicht an
dramatischen Effekt und formvollendeter Darstellung durch
unsere heimischen Künstler. Franz Höbling, der auch als
Verfasser des Stücks zeichnet und Thea Rosenquist geben
ihr Bestes, um den Erfolg zu sichern. […] Auch die
anderen Mitwirkenden stehen auf gleicher Höhe und
bilden eine vollwertige Ergänzung. Von diesem Ensemble
und dieser trefflichen Regie läßt sich noch viel Gutes
erwarten und so kann man nur wünschen, daß bald weitere
Bilder folgen werden.«
Unter der Regie Otto Kreislers wirkte Rosenquist in fünf weiteren Filmen der Wiener Produktionsfirma Helios-Film mit: Neben Literaturverfilmungen (Grillparzers DIE JÜDIN VON TOLEDO (A 1919), Wedekinds FRÜHLINGSERWACHEN (A 1919) und MIT SEINEM GOTT ALLEIN (A 1919) nach dem gleichnamigen Volksstück von Ferdinand von Feldegg) war sie auch in der erfolgversprechenden Komödie MEPHISTOS FASCHINGSLAUNE (A 1919) und als Baronesse Tirnau in dem kostspieligen Biopic LUDWIG II. (A 1922) zu sehen.
Zum Abschied von der Helios-Film schenkte Otto Kreisler Thea Rosenqist einen purpurfarbenen Samt-Prachtband, den er mit der bezeichnenden Widmung »Der grossen Künstlerin, dem wertvollen Menschen, der dankbare Regisseur« versehen ließ. Die darin enthaltenen 52 Standfotos zu vier österreichischen Stummfilmproduktionen erinnern heute an das Filmschaffen einer in Vergessenheit geratenen Schauspielerin und eines ebenso in Vergessenheit geratenen Regisseurs. Das Album gehört zu den visuellen Schätzen aus den Sammlungen des Filmarchiv Austria – mehr Infos zum Prachtband und den dort vertretenen Filmen finden Sie in der Ausgabe 85/86 des Filmblatts (Artikel »Die lächelnde Rahel. Ein Prachtband von 1919 aus dem Nachlass Thea Rosenquist« von Jona Haidenthaler und Kristina Höch).
Prachtband aus dem Nachlass Thea Rosenquist, 1919
Filmblatt 85/86, Winter 2024/25
Nach ihren Engagements bei der Helios-Film drehte sie 1920 noch den Film GOLD unter der Regie von Peter Paul Felner für die Wiener Rexa-Film. Es war ihr letzter Film vor ihrem krankheitsbedingten Ausscheiden aus dem Theaterbereich und dem Ende ihrer kurzen Filmlaufbahn.
KARRIEREENDE
Visitenkarte Thea Rosenquist, undatiert
Ihre Karriere fand ein jähes Ende, im April 1920 wurde sie von Josef Jarno von allen vertraglichen Verpflichtungen entbunden, da sie krankheitsbedingt als spielunfähig eingestuft wurde. Im Mai 1920 finden sich noch zwei Zeitungsartikel. Im Wiener Salonblatt präsentiert sie die neueste Frühjahrsmode:
(Mizzi Neumann, »Mode. Thea Rosenquist in ihren neuen Frühjahrskostümen«, in: Wiener Salonblatt, 1.5.1920, S. 8)
»Thea Rosenquist ist bildhübsch, liebenswürdig und graziös;
begnügt sich jedoch nicht mehr mit der Verkörperung ›lieblicher,
himmelblauer‹ Mädchengestalten, sondern scheint über dieselben
hinausgewachsen zu sein, und vertieft sich mit immer größerem
Erfolge in die sogenannten Charakterrollen, denen sie bei
allem angeborenen Liebreiz auch die nötige Herbheit verleiht.
Unsere heutigen Aufnahmen zeigen die junge Künstlerin in einem
einfachen grauen Covercoattrotteut mit leicht eingereihtem Rock
und halblanger englischer Jacke, deren tief fallende Godets
die Figur elegant markieren.Das Kostüm unseres zweiten Bildes ist
aus leichtem sandfarbigem Sommerstoff und wirkt mit seinem vorne
und seitlich plissierten Rock besonders graziös und sommerlich.«
Der Artikel erwähnt ihre Rolle in »Die Frau Rat« und auch in »Das interessante Blatt« ist am 20.5. zu lesen, dass das Stück seiner 50. Aufführung entgegensehe und dass Thea Rosenquist die Rolle der Christiane Vulpius als »eine feine, innerlich tiefe Frauengestalt, die die Begabung der Darstellerin im hellen Licht erscheinen läßt« zeichne. Beide Artikel beziehen sich jedoch auf Vergangenes, denn die Rolle der Christiane Vulpius hatte inzwischen Annie Magda übernommen, Thea Rosenquist war entsprechend der Korrespondenz mit Jarno nicht mehr am Wiener Stadttheater tätig. Auch später sind keine Theater- und/oder Filmengagements nachweisbar.
Villa von Thea Rosenquist und Leon Körner in der Kahlenberger Straße 141, undatiert
Thea Rosenquist, 1922
HEIRAT UND EMIGRATION
Thea Rosenquist heiratete 1922 Leon Körner. Thea Körner lebte mit ihrem jüdischen Mann in Wien – in der Kahlenberger Str. 141 – und Prag, emigrierte 1938 nach der »Annexion Österreichs und des Sudentenlandes« durch die Nationalsozialisten über Amsterdam nach London und weiter in die USA. Von dort führte sie ihr weiterer Weg nach Kanada. Leon Körner erwarb ein Sägewerk und machte es zu einem lukrativen Geschäft.
Ehepaar Körner mit Hund auf dem Schneeberg, 1923 (links) | Thea Körner, 22.6.1951 (rechts)
(Kay Weniger, »Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben…«. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Hamburg: Acabus 2011, S. 430.)
»Die starke Nachfrage nach Holz während des Zweiten Weltkriegs
und auch danach ließ Körner zu einem der führenden Holzhandel-Fabrikanten
seiner neuen Heimat werden. […] Das Ehepaar engagierte sich fortan
auch in humanitären Belangen und [hob] diverse Stiftungen aus der Taufe,
darunter auch die ›Leon & Thea Koerner Foundation‹«.
Neben ihrer Rolle bei der Gründung der Stiftung, drückte Thea Körner 1955 auf sehr persönliche Weise ihre Gefühle für ihre Wahlheimat aus, indem sie ein Gedicht mit dem Titel »Song of an Immigrant« schrieb, das bis 1964 in die Broschüre aufgenommen wurde, die alle neuen Kanadier*innen von den kanadischen Behörden erhielten.
»Song of an Immigrant« (Text von Thea Körner, Musik von Paul Reif)
Nach kurzer Krankheit starb Thea Körner am 26. Juli 1959 im Alter von 63 Jahren im St. Paul’s Hospital in Vancouver. 1961 finanzierte Leon Körner zum Andenken an seine Frau den Bau des »Thea Koerner House« am Campus der University of British Columbia in Vancouver. Das Gebäude, das 1961 für seine architektonische Gestaltung mit der Massey Gold Medal ausgezeichnet wurde, sollte Studierenden ein zweites Zuhause bieten und deren sozialen, intellektuellen und kulturellen Freizeitinteressen fördern. In dem Gebäude ist Thea Körner auf einem Ölgemälde verewigt, so lebt das Andenken an den einst erfolgreichen Stummfilmstar in Kanada fort.
»Thea Koerner House«, Graduate Student Centre, Vancouver, Kanada, undatiert
Konzept + Text: Jona Haidenthaler und Kristina Höch
Bildredaktion: Aldijana Bećirović